Hallo Leute !
Seit Tagen geht die Schneekatastrophe im Süd-Westlichen Niederösterreich durch die Medien. In die besonders betroffenen Ortschaften wurden in den letzten Tagen Katastrophen Hilfs-Dienst-Einheiten entsandt. Dies sind speziell zusammengestellte und ausgerüstete Züge, bestehend aus einzelnen Fahrzeugen unterschiedlicher Feuerwehren des Bezirks. Die Grundstruktur ist dabei 1 Kommandofahrzeug, daß die Einsatzleitung für den Zug darstellt, 6 - 10 Fahrzeuge die die "kämpfende" Truppe darstellen und 1 Versorgungsfahrzeug, daß die Truppe mit Geräten, Treibstoff oder auch Verpflegung versorgt.
Am Dienstag Abend gegen 19:00 Uhr wurde der Kommandant meiner Feuerwehr verständigt, daß die Feuerwehr Markersdorf am Mittwoch um 7:00 Uhr ein Fahrzeug mit Mannschaft zum KHD Einsatz zu stellen hat. Am Dienstag Abend erfolgte darauf hin eine Alarmierung der Mannschaft mit dem Hinweis, sich im Feuerwehrhaus einzufinden. Nach einer kurzen Besprechung wurde dann die Mannschaft für den Einsatz eingeteilt und begonnen das Fahrzeug soweit einsatzbereit zu machen. Dazu wurden zusätzliches Gerät, das speziell für diese Einsätze benötigt wurde (Schaufeln, Klettergeschirre, Rettungs- und Arbeitsleinen, ...), auf das Tanklöschfahrzeug verladen. (Fotos vom Einsatz findet Ihr im Bericht - "KHD - Einsatz in Loich" ).
Am kommenden Morgen war bereits um 6:30 Uhr Abfahrt, da wir bis zum befohlenen Sammelplatz rund 10 Kilometer zurücklegen mussten. Dort angekommen wurde die Fahrzeugreihenfolge im Zug festgelegt und auch die Funk-Rufnamen der Fahrzeuge entsprechend bekannt gegeben. Um 7:00 Uhr war Abfahrt vom Sammelplatz in Ober-Grafendorf. 7 Fahrzeuge setzten sich mit Blaulicht Richtung Pielachtal in Bewegung. Das Ziel war zunächst das Feuerwehrhaus in Loich, knapp 35 Kilometer weiter im Gebirge. Dort galt es dann für die Fahrzeugbesatzungen bei Eintreffen Ketten anlegen und die Fahrzeugkommandanten hielten eine Besprechung ab, bei der die Einsatzobjekte zugeteilt wurden. Nach der Einsatzbesprechung kam der Gruppenkommandant zurück und meinte nur mit einem breiten Grinser im Gesicht: "Jackpot! Wir haben die abgelegensten Bauern und die größten Objekte!". Durch einen Lotsen wurden wir dann zu den Einsatzobjekten geleitet. Die Anfahrt alleine war bereits eine abenteuerliche Sache. Die Straße war gerade so breit, daß man mit einem Lastwagen hinauf kam. Noch dazu war es eine einzige Schneefahrbahn. Ohne Ketten und Allradantrieb wären wir nicht hinauf gelangt. Die erste Einsatzadresse war eine Maschinenhalle mit einer Dachfläche von 40 x 15 Metern, die in den Hang gebaut worden ist. Talseitig war die Höhe ca. 8 Meter bis zur Dachrinne, bergseitig "nur" 5 Meter. Bevor wir jedoch auf das Dach gestiegen sind, hat jeder sein Sicherungsgeschirr angelegt. Die "Schaufler" bekamen ein Klettergeschirr, die Sicherungsleute kamen mit Feuerwehrgurt und Abseilachter aus. Dann wurde mit Schaufeln, Seilen, Schneehexen und Zugsägen das Dach erklommen. Oben angelangt haben sich die Sicherungsleute erst einen sicheren Platz geschaffen, indem sie im Schnee ein Plätzchen zusammengetreten haben. Dadurch sind wir (ich war auch "nur" ein Sicherungsmann) zwar bis zu den Knien im Schnee gestanden - aber auch entsprechend sicher. Durch den Schnee rings herum gab es kein Abrutschen am geneigten Dach. Dann haben wir die Schaufler an die Leine genommen und Sie konnten mit der Arbeit beginnen. Die Überraschung war schon groß, wie der eine oder andere Kamerad plötzlich in der Schneewehe am Dach bis zur Brust eingesunken ist. Die Schneehöhe war auf dem Dach bis zu 1,75 Meter! Beim Abräumen wurden aus Sicherheitsgründen rund 30 cm Schnee am Dach belassen. Sonst wäre ein sicheres Bewegen am Dach nicht möglich gewesen, da eine geringere Schneeschicht keinen Halt bietet. Bis Mittags wurde kräftig geschaufelt. Dann war das Dach bei diesem Hof leer und unsere Mägen auch.
Also hieß es wieder Geräte verstauen, aufsitzen und ab zum Mittagessen ins Feuerwehrhaus in Loich. Die Vorfreude auf ein "Fastenbratl" (mit fast keinem Fett - schließlich war ja Aschermittwoch) währte jedoch nur kurz. Es gab nur ein Kartoffelgulasch oder als Alternative ein Kartoffelgulasch mit Bohnen - schließlich war ja Aschermittwoch!
Nach dem Essen ging es wieder hinauf auf den Berg. Bei einem anderen Bauern hatten wir ein ähnliches Bild. Die Dachfläche des Wirtschaftsgebäudes war diesmal "nur" 32 x 15 Meter. Das Dach war etwas steiler, und der Schnee war auch mehr. Die Schneehöhe war bis zu 2,5 Meter! Ich bin diesmal bis zum Hintern im Schnee gestanden. Gegen 17:00 waren wir auch dort fertig. Wir wurden von dem Bauern dann mit Tee und Kuchen versorgt. Anschließend ging es wieder zurück ins Feuerwehrhaus nach Loich. Dort angekommen wurden die Schneeketten wieder abmontiert da es dann nach einer kleinen Jause wieder nach Hause gehen sollte. Da ja Aschermittwoch war, gab es nur einige Brotaufstriche und - Hurra! - das erste Bier des Tages. Beim Essen hielten dann der KHD Zugskommandant, der Bürgermeister, der Feuerwehrkommandant von Loich und der Bezirksfeuerwehrkommandant noch jeweils eine kurze Dankesrede. Im Anschluss wurden noch einige Situationen des Tages diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Bei der Heimfahrt wurde dann noch bei einer Tankstelle das Fahrzeug aufgetankt, da mit dieser Tankstelle vereinbart wurde, daß die Treibstoffrechnungen gesammelt an das Landesfeuerwehrkommando übermittelt werden. Gegen 21:00 Uhr konnten wir uns wieder eingerückt und einsatzbereit melden und haben somit den Einsatz offiziell beendet. Bis 22:00 Uhr wurde dann noch das Gerät im Feuerwehrhaus versorgt und der Papierkrieg nach dem Einsatz erledigt.
Mein persönliches Fazit aus dem Einsatz:
Die Schneehöhen sind sensationell. Bei uns ist absolut kein Schnee und 35 Kilometer weiter südlich liegen im Schnitt 1,5 Meter!
Die Arbeiten waren auch nicht gerade ungefährlich. Nicht ausgebildeten Helfern wie Bundesheer-Grundwehrdiener oder auch Team-Österreich haben dabei nichts verloren!
Leider habe ich auch einige - vor allem ältere - Kameraden gesehen, die ohne Sicherung gearbeitet haben. Dies waren hauptsächlich Einheimische, die meinten, daß sie sich mit einer Sicherung nicht bewegen können. Wie schnell es aber zu einem schweren Unfall kommen kann, zeigt der heutige Unfall, bei dem ein Kamerad in Frankenfels durchs Dach gekracht ist und schwer verletzt ins Krankenhaus geflogen werden musste. Den gesamten Tag - bis zur Jause am Abend - gab es keinen Alkohol (obwohl tagsüber ein Tee mit Rum gut gewärmt hätte). Die Mannschaft hat es zwar nicht gefreut, aber es hat jeder eingesehen, daß es für alle Beteiligten zu gefährlich gewesen wäre unter Alkoholeinfluss am Dach zu arbeiten.
Liebe Grüße
Johannes